Jedes Jahr zahlen deutsche Städte, Landkreise und Gemeinden rund 6 Milliarden Euro für die Energiekosten ihrer Liegenschaften. Zwei Drittel der Emissionen der öffentlichen Hand werden durch kommunale Gebäude (wie Kultur- und Freizeiteinrichtungen, Schulen, Verwaltungsgebäude, Sporteinrichtungen, Kläranlagen etc.) verursacht. Das zeigt: Die Kommunen in Rheinland-Pfalz können viel Energie einsparen, effizienter nutzen und dadurch ihre Kosten senken.

Die Energieagentur Rheinland-Pfalz unterstützt Kommunen im Rahmen des Projektes „100 Energieeffizienz-Kommunen Rheinland- Pfalz“ der Europäischen Union (EU) dabei, Potenziale für Energieeinsparungen zu identifizieren und zu heben. Bis Ende 2019 sollten 100 Kommunen in Rheinland-Pfalz verschiedene Angebote in Anspruch nehmen können. Bereits jetzt, also schon ein halbes Jahr vor Ablauf des Projektes, ist dieses Ziel mit mehr als 100 Kommunen erreicht. Dies verkündete Umweltministerin Ulrike Höfken am Donnerstag, 2. Mai, beim landesweiten Treffen der Klimaschutzmanager in Mainz.

„Dass Kommunen zentrale Schlüsselakteure des Klimaschutzes und der Energiewende sind, zeigt auch die große Nachfrage nach diesem Projekt. Es ist ein guter Erfolg, dass bereits mehr als 100 Städte und Gemeinden in Rheinland-Pfalz an ihrer Energieeffizienz arbeiten. Denn nur wer die eigenen Energieverbräuche kennt, kann auch Einsparpotenzial identifizieren. Dabei wollen wir die Kommunen weiterhin unterstützen. Unser Ziel ist klar: Jede Stadt und jede Gemeinde im Land sollte ein Energiecontrolling einführen. Damit kann die kommunale Haushaltskasse entlastet und gleichzeitig das Klima geschützt werden“, sagte Umweltministerin Ulrike Höfken.

Im „100 Energieeffizienz-Kommunen“-Projekt haben insbesondere kleine und mittlere Kommunen die Unterstützung gerne in Anspruch genommen. Für sie hat die Energieagentur Rheinland-Pfalz vielfältige Angebote erarbeitet: So erhielten einige Kommunen in Netzwerken Unterstützung bei der systematischen Erfassung und Kontrolle ihrer Energieverbräuche. Viele Kommunen informierten sich zu Fördermitteln, beispielsweise wenn sie ihre Kläranlage energetisch sanieren wollten und erhielten auch Unterstützung bei der Beantragung der Fördermittel. Manche ließen ein energetisches Sanierungskonzept für eine Liegenschaft entwickeln oder wollen künftig die Umsetzung von Effizienzmaßnahmen über Einspar-Contracting finanzieren. Aufgrund der konkreten Angebote, die ihren Fokus auf besonders effektiven Klimaschutzinstrumenten haben, hat das Projekt großen Anklang gefunden.

Etablierung von Energie- und Klimaschutzmanagementprozessen

Die Energieagentur Rheinland-Pfalz betreut derzeit 48 Kommunen in vier regionalen Netzwerken: in der Metropolregion Rhein-Neckar, in der Region Rheinhessen-Nahe, im Westerwald sowie in der Nationalparkregion. Die Teilnehmer des Netzwerks möchten in ihrer Kommune einen Energie- und Klimaschutzmanagementprozess etablieren. Dabei werden die eigenen Energieverbräuche systematisch erfasst und kontrolliert. Die gewonnenen Daten sind die Basis, um Einsparmöglichkeiten und Ineffizienzen erkennen, priorisieren und beheben zu können. In den Netzwerktreffen tauschen die kommunalen Mitarbeiter ihre Erfahrungen aus. Die Energieagentur Rheinland- Pfalz organisiert die Netzwerktreffen, unterstützt die Teilnehmer bei ihren Klimaschutzbemühungen und gibt ihnen wertvolle Informationen.

Energetische Optimierung von Kläranlagen

Mit einem durchschnittlichen Anteil von 20 bis 30 Prozent am kommunalen Energieverbrauch gehören Kläranlagen zu den größten Energieverbrauchern in Kommunen. Sie benötigen mehr Strom als Schulen oder andere Einrichtungen. Doch der Energieverbrauch und damit die Kosten können gesenkt werden. Die Energieagentur Rheinland-Pfalz unterstützt kommunale Kläranlagenbetreiber dabei. Insgesamt hat sie 42 Kommunen zu möglichen Fördermittelprogrammen und energierechtlichen Melde- und Mitteilungspflichtenberaten und auch bei der Beantragung von Fördermitteln unterstützt.

Erstellung von Sanierungsfahrplänen für kommunale Liegenschaften

Ein Sanierungsfahrplan ist ein energetisches Sanierungskonzept. Ziel des Fahrplans ist es, das Gebäude bis 2050 klimaneutral zu gestalten. Der Sanierungsfahrplan zeigt auf, wie die Energieeffizienz des Gebäudes durch energetische Maßnahmen, die aufeinander abgestimmt sind, verbessert werden kann. Auch die Lebensdauer verschiedener Bauteile des Gebäudes wird berücksichtigt. Bisher hat die Energie­agentur Rheinland-Pfalz zwei Sanierungsfahrpläne veröffentlicht: für die Kita „Flohzirkus“ in Bellheim sowie die Grundschule „Don Bosco“ in Niederkirchen. Zwei weitere Sanierungsfahrpläne sollen bis Jahresende fertiggestellt werden. Andere Kommunen können sich in den Sanierungsfahrplänen wertvolle Anregungen für ihre Gebäude holen: wie ihre Liegenschaften kostenoptimiert und gleichzeitig klimaschutzgerecht saniert werden können.

Finanzierung kommunaler Effizienzmaßnahmen

Effizienzmaßnahmen in kommunalen Liegenschaften werden aufgrund der angespannten Finanzlage und kommunalrechtlicher Beschränkungen häufig nicht oder verzögert durchgeführt. Um identifizierte Effizienzpotentiale in kommunalen Liegenschaften trotzdem umzusetzen, können Kommunen auf alternative Finanzierungsmöglichkeiten wie das Energiespar-Contracting zurückgreifen. Dabei erbringt ein spezialisierter Dienstleister (Contractor) energierelevante Leistungen mit dem Ziel, den Energiebedarf bzw. Energieverbrauch des Gebäudes zu senken. Für seine Dienstleistungen und die getätigten Investitionen erhält er einen Teil der Einsparungen und refinanziert so seinen Aufwand. Der andere Teil der Einsparungen bleibt dem Gebäudeeigentümer als Gewinn. Die Kommune spart ab dem Tag des Vertragsbeginns, da sie die Investitionssumme nicht selbst aufbringen muss und sie profitiert von reduzierten Energieverbrauchskosten.

Die Energieagentur Rheinland-Pfalz suchte dazu Kommunen, die das Energiespar-Contracting in einem Pilotprojekt umsetzen wollen. Zwei Kommunen (die Stadt Mayen und die Verbandsgemeinde Stromberg) werden aktuell von der Landesenergieagentur im Contracting-Prozess begleitet: sie erhalten Unterstützung bei der Suche nach einem Energieberater, der eine Energieanalyse erstellt, und bei der Vorbereitung der Ausschreibung für die Dienstleistung.

Elf weitere Kommunen wurden in Einzelgesprächen zu den verschiedensten Themenstellungen beraten.

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