Seit März 2010 gilt in Deutschland das Wasserhaushaltsgesetz (WHG 2009). Zweck dieses Gesetzes ist, die Gewässer – als Bestandteil des Naturhaushalts – durch eine nachhaltige Gewässerbewirtschaftung als Lebensgrundlage des Menschen, als Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie als nutzbares Gut zu schützen. Für die Flächenbefestigung bedeutet dies, dass anfallende Niederschläge möglichst nicht in den Kanal geleitet werden, sondern ortsnah versickern und verdunsten können, um somit einen Beitrag zum Erhalt des natürlichen Wasserkreislaufs zu leisten. Bereits seit den 80er Jahren haben sich als entsprechende Bauweise u.a. wasserdurchlässige Pflasterbeläge aus haufwerksporigem Beton etabliert. Hierbei wird das Wasser vom Betonstein aufgenommen und wieder an die Atmosphäre abgegeben. Nach Sättigung des Betonsteins gelangt das Regenwasser in den Unterbau bzw. Untergrund.

Kritiker dieses Systems behaupten, dass derartige Beläge die Aufnahme der geforderten Regenspende von 270 l/s x ha nur über einen relativ kurzen Zeitraum der Nutzung gewährleisten könnten, da die Flächen über die Jahre so stark verschmutzten, dass die gewünschte Versickerung über kurz oder lang nicht mehr gegeben sei. Ebenso seien haufwerksporige Beläge aufgrund ihrer bauartbedingt geringeren Druckfestigkeit der Verkehrsbelastung nicht auf Dauer gewachsen, was zu Schäden an den Flächen führen könne. Die Behauptungen sind bei entsprechenden Flächen mit üblicher Beanspruchung und normalen Verschmutzungsgraden jedoch bereits vielfach widerlegt. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Flächenbefestigung rund um die Mercedes-Benz Arena in Stuttgart. Die wasserdurchlässigen Stuttgarter Sickersteine aus dem Hause Adolf Blatt, die im Jahr 2006 verlegt wurden, liegen heute noch so wie damals – und auch die Wasserdurchlässigkeit ist nach wie vor gegeben.

„Die Welt zu Gast bei Freunden“. Unter diesem Motto fand im Jahre 2006 die 18. Fußballweltmeisterschaft in Deutschland statt. Bei bestem Sommerwetter erlebte Deutschland über vier Wochen das „Sommermärchen“, mit ausgelassenen Zuschauern und einem guten dritten Platz der deutschen Mannschaft. In der Mercedes- Benz Arena in Stuttgart – dem damaligen Gottlieb-Daimler-Stadion – wurden insgesamt sechs Spiele ausgetragen, darunter auch das tolle Spiel um Platz drei. Um das Stadion für die WM fit zu machen, kam es zu einer Umgestaltung des Sport- und Kulturzentrums im Stadtteil Bad Cannstatt. Von der im Zuge dessen vorgenommenen Neugestaltung und Entsiegelung der umgebenden Straßen, Parkplätze und Gehwege profitierten insbesondere die Flächen an der Hanns-Martin-Schleyer-Halle, der Molly-Schauffele-Halle, der SCHARRena und dem Polizeisportverein. So erhielten die Mercedesstraße und der Fritz-Walter-Weg einen neuen, dauerhaft wasserdurchlässigen Belag.

Das Tiefbauamt der Landeshauptstadt entschied sich damals für den Stuttgarter Sickerstein aus dem Betonwerk Adolf Blatt aus Kirchheim am Neckar. Dieses haufwerksporige Pflastersystem in den Formaten 30 x 20 und 20 x 20 cm wurde in einer Menge von rund 10.000 m² für Gehwege (in 10 cm Stärke), Zufahrten und Parkflächen (in 14 cm Stärke) in eine 4-5 cm starke Bettung aus kalkfreiem Edelsplitt verlegt. Dipl.-Ing. Heider Auner, der damals von Seiten der Stadt mit der Planung betraut war, erinnert sich: „Die Bettung wurde auf der vorhandenen Schottertragschicht aufgebracht. Diese wurde um wasserdurchlässigen Schotter ergänzt. Diese Art der Flächenbefestigung erfüllte spielend die geforderten Werte für die Wasserdurchlässigkeit. Es zeigte sich, dass ein Großteil des Wassers verdunstet, während überschüssiges Wasser in die darunterliegende Tragschicht versickert, die wiederum wie ein Regenrückhaltebecken wirkt und dafür sorgt, dass bei stärkerem Regen gespeichertes Wasser erst zeitverzögert und mit erheblich reduzierter Intensität abgegeben wird.“

Heute so gut wie vor 15 Jahren

Wie aber stellt sich die Situation heute nach rund 15 Jahren dar? Bei Betrachtung der Flächen sind keinerlei Verschiebungen in der Fläche zu erkennen. Heider Auner: „Die Flächen befinden sich nach wie vor in einem tadellosen Zustand – und das obwohl die Zufahrten zum Stadion, zum Parkhaus und zum Haus des Sports und die bis zu 4 Meter breiten Gehwege seit 15 Jahren regelmäßig auch von schwereren Fahrzeugen überfahren werden“, so Auner. „Verantwortlich hierfür ist neben der guten Qualität der Pflastersteine auch die saubere Verlegung der Steine mit Fugen zwischen 5-8 mm“, fährt Auner fort. „Diese sorgen dafür, dass auch wirklich ausreichend Splitt in die Fugen gelangt, damit diese auch auf Dauer ihre Funktion als elastischer Puffer zwischen den Steinen wahrnehmen können. Verwendet wurde hier ausschließlich kalkfreier Splitt, auch damit nicht zu viele Feinanteile die Wasserdurchlässigkeit behindern.“ Auch optisch wirkt das Pflaster mit der kugelgestrahlten Oberfläche des Artikeltyps „Ökostad“ nach wie vor sehr fein. Auf den ersten Blick erkennt man gar nicht, dass es sich um ein haufwerksporiges Steinsystem handelt.

Optisch alles aus einem Guss

Um optisch alles einheitlich zu halten, wurden auch die Baumstandorte saniert. Hierzu wurde der Boden im unmittelbaren Baumbereich vorsichtig ausgebaut und durch ein Baumpflanzsubstrat ersetzt. Abgedeckt wurde der Bereich schließlich durch eine vor Ort hergestellte Platte aus polymer-gebundenem Bindersplittgemisch aus dem gleichen Material, das auch im Vorsatzbeton der Pflastersteine zum Einsatz kam – so wirkt auch bis heute noch alles wie aus einem Guss. Auch ökologisch bringt die Sanierung um die Platanen einiges: Wasser, Luft und Mikroorganismen dringen in den Boden ein und sorgen für Leben in den Fugen und unter dem Pflaster im Wurzelbereich der Bäume.

Bei der Wasserdurchlässigkeit halten die Stuttgarter Sickersteine ihr Versprechen ebenso: Ein aktueller Versuch mit dem Infiltrometer bestätigte die Sickerleistung des Belages: Mit einer Versickerung von nach wie vor weit über 1000 l/s x ha übertrifft der Test die geforderten Werte um ein Vielfaches. Heider Auner bemerkt abschließend: „Diese Baumaßnahme aus dem Jahre 2006 belegt eindeutig, dass bei fachgerechter Verlegung auch haufwerksporige Beläge auf Dauer mit üblichen Verkehrsbelas­tungen schadensfrei bleiben – und das bei sehr guter Versickerungsleistung. Und selbst wenn es einmal zu stärkeren Verschmutzungen der Pflasteroberfläche kommen sollte, kann die Wasserdurchlässigkeit der Pflastersteine durch ein Spül-Saugverfahren komplett wieder hergestellt werden – dies wurde in Stuttgart schon an anderen Stellen erfolgreich praktiziert.“

Weitere Informationen unter:
www.blatt-beton.de
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