Knapp 200 Tonnen bringen die neuen Stahltore des Sperrwerks Meldorf gemeinsam auf die Waage. Sie werden künftig den Hafen der 7300 Einwohner zählenden Stadt an der Nordsee und ihr Umland vor Hochwasser schützen.

Für das Stahlbau-Kompetenzzentrum der SCHORISCH Gruppe sind das die größten Stemmtore, die bislang im Verlauf der Unternehmensgeschichte gefertigt wurden. „Die Stahlbauer aus Karstädt haben ganze Arbeit geleistet“, sagt Axel Rathmann vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein. „Das Sperrwerk ist bereits voll funktionsfähig und wurde auch schon geflutet“, so der Ingenieur, der von einer besonders anspruchsvollen, einjährigen Baustelle spricht. Offiziell nimmt das Sperrwerk Meldorf seinen Betrieb wieder im Mai auf.

Die Herausforderung bestand vor allem darin, alle sechs Torflügel, die über Monate in Brandenburg gefertigt wurden, auf einen Rutsch auszutauschen. Hierfür waren Schwertransporter und mobile Kranwagen im Einsatz, um die jeweils bis zu 35 Tonnen schweren Stahlkolosse sicher vom brandenburgischen Karstädt nach Meldorf zu transportieren und in die Hafeneinfahrt zu hieven. Die vier großen Torflügel messen bei einer Stärke von einem halben Meter jeweils fünf Meter Breite und 13 Meter Höhe, während die kleineren nur acht Meter hoch sind.

Das Sperrwerk Meldorf, das über den Winter immer ganz geschlossen wird, schützt das Umland rund um Meldorf, das nur zwischen zwei und drei Meter über dem Meeresspiegel liegt, vor steigenden Fluten. Schon vor einigen hundert Jahren hat man damit begonnen, diesen Landstrich dem Meer abzutrotzen, um daraus fruchtbare Felder zu gewinnen. Mit der Einschränkung, dass es ohne Deich und Sperrwerk am Hafen keinen sicheren Schutz vor Hochwasser gibt. Das Sperrwerk Meldorf schließt immer dann seine Tore, wenn der Meeresspiegel bedenklich steigt. Und das ist mehrmals im Jahr der Fall.

Der Austausch der alten Stemmtore aus den 1970er Jahren war notwendig geworden, weil der Zahn der Zeit an der Konstruktion aus Bongossi-Holz genagt hatte. Bohrmuscheln, die mit der Schifffahrt aus China in die Nordsee gereist sind, haben außerdem dem eigentlich recht harten Holz durch ihre feinen Bohrkanäle zugesetzt.

„Stahltore sind ohnehin viel verwindungssteifer“, nennt Axel Rathmann ein weiteres Argument, warum man nun die Holz- gegen die viel robusteren Stahltore getauscht hat. Bei der Gelegenheit wurden die Flügel um jeweils einen Meter erhöht, sollte der Meeresspiegel an der bekannten Büsumer Bucht tatsächlich klima- bedingt künftig ansteigen.

Bei solchen Projekten lege der Landesbetrieb größten Wert auf Qualität und Erfahrung. Während dem Austausch der Tore, für die die ganze Kammer leergepumpt wurde, haben die Karstädter Stahlbauer einen Rohrnadelverschluss gelegt, um die Deichsicherheit auch ohne Tore vorübergehend zu gewährleisten. Erneuert wurden zudem die in der Sohle verankerten Spur- und die Halslager.

Das Sperrwerk Meldorf bietet mit seinen beiden großen Tor-Paaren doppelte Sicherheit, erläutert Ingenieur Tim Fanzlau. Denn bei Ebbe hält das Sperrwerk das Wasser auch im Hafen, damit die Sport- und Fischerboote nicht auf dem Trockenen liegen, so der Projektleiter bei SCHORISCH. Zu Spitzenzeiten arbeiteten 12 Kollegen vor Ort an dem Großprojekt, das mit 4,5 Millionen Euro veranschlagt war. „Damit wir fristgerecht fertig geworden sind, haben die Männer sogar zusätzliche Wochenend- und Nachtschichten geschoben“, freut sich Fanzlau über den Einsatzeifer seines Teams.

Weitere Informationen unter:
www.schorisch-stahlbau.de
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