„Es ist ein Risiko, wenn es kein Risiko mehr gibt“
Spielplatzsicherheit – Der gekonnte Spagat zwischen Sicherheitsanspruch und Abenteuer

Sei es auf Extrem-Spielplätzen, wie Hochseilgärten, Skateparks oder Parcours, sei es auf den kleinen Spielplätzen in der Nachbarschaft oder auf Inklusions-Spielplätzen: Spielen soll uneingeschränkt Freude machen, ein Abenteuer sein und ein bisschen an den Nerven kitzeln. Gleichzeitig vertrauen Kinder blind darauf, dass Spielplätze sicher konstruiert, entsprechend gewartet und gepflegt werden. Nur so können sie ihr Spiel unbeschwert genießen. Die „2. Fachtagung zur Sicherheit auf Kinderspielplätzen“ widmete sich dieser anspruchsvollen Aufgabe, der sich die Betreiber von Spielplätzen stellen müssen: Zum einen ihrer Verkehrssicherungspflicht nachzukommen, indem sie die Kinder vor unvorhersehbaren Risiken auf Spielplätzen bewahren und sich selbst damit vor etwaigen Schadenersatzansprüchen. Gleichzeitig sollen Spielplätze vielfältige Möglichkeiten bieten, um nicht zu verwaisen.

„Ohne Nervenkitzel fehlt der Spielanreiz. Spielplätze sollen attraktiv und abwechslungsreich gestaltet sein und eine Vielzahl an unterschiedlichen Beschäftigungsangeboten bereitstellen und das für jede Fähigkeit – auch für die ganz Kleinen oder für Menschen mit Beeinträchtigungen. Dabei sollen sie für jeden dort sicher nutzbar sein“, beschreibt Peter Schraml, Geschäftsführer von Massstab Mensch und Veranstalter der Fachtagung, den Spagat zwischen Sicherheitsanspruch und Abenteuer. „Kinder können sich dann auf einem Spielplatz sicher bewegen, wenn sie befähigt werden, Risiken im Außen zu erkennen und ihre eigenen Grenzen einzuschätzen.“

An zwei aufeinanderfolgenden Tagen Ende Oktober teilten Experten unterschiedlichster Fachbereiche ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit den rund 130 Teilnehmern aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg. Ingo Naschold, Profi-Skater und Planer von Skateanlagen, erläutert wie wichtig es ist, Skateanlagen individuell zu gestalten, sie in das urbane Umfeld zu integrieren und dabei die Möglichkeiten sozialer Interaktionen im Fokus zu behalten. Franz Danner, TÜV Süd, warnt vor einer „Übersicherung“. Er zeigt, dass die europäische Norm ein guter Standard ist. Wird sie jedoch als alleiniges Gestaltungskriterium herangezogen, besteht die Gefahr, dass die kindliche Entwicklung aufgrund von falsch verstandener Sicherheit eingeschränkt wird.

Das umfangreiche Theorie- und Praxisprogramm der Tagung widmete sich neben den Themen Spielwert und Spielrisiko den Neuerungen der einschlägigen Normen (insbesondere der DIN EN 1176) sowie stoßdämpfenden Böden und Fallschutzmaterialien. Ein „Erlebnisparcours“ eröffnet durch einfachen Perspektivwechsel die Erkenntnis, was es bedeuten kann, gewohnte Dinge anders zu erfahren. Zudem konnten die Teilnehmer die von Massstab Mensch federführend entwickelte Software zur Prüfung von Spielplätzen testen. Eine Ausstellung der Kooperationspartner rundete die Veranstaltung ab.

Die Fachtagung ist als Fortbildung für Ingenieure, Fachplaner, Architekten und Landschaftsarchitekten anerkannt.

Massstab Mensch

Bildrechte: Stefan Bieniek

Bildunterschriften:

Bild: Begleitende Ausstellung: Großes Interesse zeigten die Teilnehmer der Fachtagung an den ausgestellten Fallschutzmaterialien, eines der Schwerpunktthemen der Fachtagung.

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