Ein Schwerpunkt des Berliner Büros unter der Leitung der Architekten Fabian Zimmermann und Bettina Dittemer ist die BIM-basierte Planung von Bahnhöfen und Infrastruktureinrichtungen in Deutschland und dem arabischen Ausland. 2013 wurde des Berliner Architekturbüros atelier4d nach dem QM-Standard Planer am Bau (PaB) durch den TÜV Rheinland zertifiziert.

atelier4d erlangte mit seinen Entwürfen internationales Renommee. Ein Gebäude für die Wasserschutzpolizei in Abu Dhabi war 2008 das erste Projekt, bei dem Entwurf und Ausschreibung komplett mit der BIM-Methode abgewickelt wurden. Der Entwurf wurde von den Vereinigten Arabischen Emiraten mit der Goldmedaille für besondere gestalterische Leistungen ausgezeichnet. Ein Bahnwartungswerk in Katar war 2009/2010 das nächste Projekt im arabischen Raum.

In Deutschland ist atelier4d an den Planungen zum Umbau des Hauptbahnhofs Hannover beteiligt, dem BIM-Pilotprojekt der Deutschen Bahn. Zudem betreuen die Architekten aktuell mehrere Projekte im Hallen- und Verwaltungsbau. „Wir bieten den Investoren ein hohes Maß an Termin- und Kostentreue, allein schon wegen unseres Qualitätsmanagements“, sagt Bettina Dittemer. Für noch mehr Planungssicherheit empfiehlt sie den Investoren auch bei kleineren Projekten die BIM-Methode.

Vorteil: Mehr Planungssicherheit

Als Beispiel führt Dittemer das kürzlich fertiggestellte Bauaktenarchivs der DB Netz AG an: „Dieses Projekt konnten wir – abgesehen von Änderungswünschen nach Baubeginn – fast nachtragsfrei realisieren. Das ist kein Zufall. Es ist ein Ergebnis unserer BIM-basierten Planung in Verbindung mit einem effektiven Qualitätsmanagement.“

Die digitalisierte Unterstützung des Planungsprozesses durch Building Information Modeling, kurz BIM, hilft, Fehler zu minimieren oder sogar zu vermeiden. Kollisionsprüfungen mit BIM erlauben es, die verschiedenen Fachplanungen von Anfang an prozessbegleitend aufeinander abzustimmen. „Wird zum Beispiel aus irgendeinem Grund ein Versorgungsschacht verlegt, schlägt das System sofort Alarm, wenn dadurch eine andere Fachplanung berührt wird“, erläutert Janek Pfeifer, Architekt und BIM-Manager bei atelier4D. „BIM kann einen wesentlichen Anteil daran haben, Desaster wie beim Berliner Flughafen in Zukunft zu vermeiden.“

Doch das funktioniert nur, wenn alle Beteiligten das System vorher mit den korrekten Gebäude- informationen gefüttert haben. BIM ist kein Selbstläufer, sondern ein Werkzeug. Nur wenn die Projektorganisation stimmt, entsteht mittels BIM ein aussagekräftiges Modell.

Um das zu gewährleisten, führte atelier4d ein Qualitätsmanagement-System ein, das sie im Erfahrungsaustausch-Kreis „Planer am Bau“ kennengelernt hatten. Das QM-System Planer am Bau ist das einzige, das speziell für die Bedürfnisse von Planern entwickelt wurde und damit sehr gut auf das Arbeiten mit BIM abgestellt ist. Weniger starr als die ISO 9001, kommt es den Bedürfnissen von Kreativen entgegen und richtet das Augenmerk auf sensible Schnittstellen im Planungsprozess.

QM-Handbuch selbst erarbeitet

Zur Vorbereitung ihrer Zertifizierung 2013 haben die Architekten von atelier4d in einem QM-Handbuch festgelegt, nach welchen Regeln sie das Büro organisieren. Dazu gehören zum Beispiel die klare Zuweisung von Verantwortlichkeiten, die konsequente Einhaltung von Systemen zur Dokumentablage und Controlling-Mechanismen. „Probleme zu erkennen, ist der erste Schritt“, sagt Zimmermann. „Sie zu lösen der nächste. Unser Ziel ist es jedoch, sie von Anfang an zu vermeiden.“

Sowohl das QM-System Planer am Bau als auch die BIM-Methode richten sich nach standardisierten Abläufen. Im Planungsalltag ist der Status Quo oft schon überholt, wenn er gerade erst dokumentiert wurde. Das bringt starre Controlling-Systeme schnell an ihre Grenzen. Das QM-System Planer am Bau ist flexibel, nur so kann es in Architekturbüros sinnvoll angewendet werden. BIM erlaubt es gleichzeitig, den Überblick über große Datenmengen zu behalten und frühzeitig mehrere Experten parallel in die Planung einzubinden.

„BIM und PaB führen dazu, dass Planungsprozesse bewusster werden“, sagt Fabian Zimmermann. Ganz klar sieht Zimmermann einen Gewinn an Effektivität. „Noch wichtiger ist mir jedoch der Gewinn an Qualität“, sagt er. „Wir sind nicht nur schneller, sondern auch besser geworden.“

Nachholbedarf in Deutschland

Noch sind Qualitätsmanagement und digitalisierte Planung mit BIM in deutschen Architekturbüros eher der Ausnahme als die Regel – im Gegensatz zu den Niederlanden oder Skandinavien baurechtliche Standards das zum Teil sogar zwingend vorschreiben. Doch das wird sich bald ändern.

Schon heute setzten öffentliche Auftraggeber in Ausschreibung in der Regel ein QM-Zertifikat voraus. Die Zertifizierung nach dem QM- Standard Planer am Bau wird anerkannt und ermöglicht auch kleinen Büros die Teilnahme an solchen Ausschreibungen.

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