Die Stadtwerke Münster positionieren sich im Rahmen ihrer Strategie als ganzheitlicher Mobilitätsdienstleister. Dafür entwickeln sie mit einem Softwarepartner eine digitale Plattform mit App. Sie soll es Fahrgästen künftig erlauben, ihre Route über Verkehrsmittel hinweg intermodal zu planen, zu buchen und zu bezahlen. Angeschlossen werden neben dem ÖPNV auch Dienstleister für E-Scooter und Car-Sharing. Das Ziel dabei: Die Menschen anzuregen, das Auto stehen zu lassen und eine unkomplizierte Alternative zu bieten.

Die Stadtwerke Münster mit ihren rund 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind ein Dienstleister mit umfassendem Portfolio: Sie beliefern Münster und die Region mit Strom, Erdgas, Fernwärme sowie Trinkwasser, bieten Breitband-Internetanschlüsse und zeichnen darüber hinaus für eine nachhaltige Mobilität verantwortlich. Der Fokus liegt dabei auf dem Klimaschutz und dem Ausbau erneuerbarer Energien.

Die Strategie 2030 sieht vor, sich nicht nur als Anbieter von ÖPNV zu positionieren, sondern als Mobilitätsdienstleister den Verkehr zum Beispiel mit E-Bussen grüner zu gestalten und Mobilität nachhaltiger zu machen. Dafür wird die gesamte Wegekette der Reisenden vom Startpunkt bis zum Ziel ins Auge gefasst, damit die Fahrgäste klimafreundliche Alternativen zum Auto einfacher nutzen können.

Mit dem Generalunternehmer highQ Computerlösungen GmbH aus Freiburg entwickeln die Stadtwerke Münster nun in einem agilen Projekt eine Mobilitätsplattform (Mobility as a Service) mit App. Gefördert wird das Projekt im Rahmen eines Programms des Landes-Verkehrsministeriums für MaaS-Plattformen (Mobility as a Service).

Ziel und Zeitrahmen des digitalen Mobilitätsprojekts

Mit der Plattform sollen multimodale Mobilitätsangebote, also verschiedene Services wie ÖPNV oder On-Demand-Dienste, gebündelt werden. Langfristig ist geplant, eine Großzahl an Anbietern in Münster anzubinden. Damit soll der gesamten Bevölkerung und allen Nutzern von Mobilitätsprodukten, Abo-Kunden, Studenten oder Touristen ein Angebot gemacht werden, um so viele Bürger wie möglich zu erreichen und ihnen die Vorteile des multimodalen Verkehrs nahezubringen.

Als Zeitrahmen des Projekts ist Ende 2023 avisiert, wobei die Entwicklung der App auch danach fortgeführt, neue Anbieter integriert und das Angebot stufenweise ausgebaut werden soll. Die erste Version der neuen App soll noch Ende des Jahres nach einer Testphase live gehen. Zunächst liegt der Fokus auf den Gelegenheitsfahrern.

Im Verlauf des Projekts sollen die bestehenden ÖPNV-Anwendungen zu Routenplanung, Fahrplanauskunft, Ticketkauf und Abo-Management mit Schnittstellen vernetzt werden. Eine Besonderheit wird die Integration des Check-in-Check-out E-Tarifs (CiCo) NRW sein: Der Fahrgast checkt hier beim Einstieg in den Bus in der App ein, fährt wie gewohnt die Strecke und checkt beim Ausstieg wieder aus. Später wird das System sogar erkennen, wo Haltestellen liegen und wer dort aussteigt – damit würde dann der Check-out entfallen, die App erkennt dann automatisiert das Ende einer Fahrt (be out). Der Preis wird automatisch berechnet. Und: Wer im Münsteraner Bereich mit dem E-Ticket unterwegs ist, erhält eine Bestpreisgarantie.

Auch das OnDemand-Angebot LOOPmünster wird in die Plattform integriert. Es fährt in Gebieten mit einem kleineren ÖPNV-Angebot und holt gebuchte Fahrgäste ab. Darüber hinaus wird der externe E-Scooter-Verleiher Tier angebunden: Aktuell können die E-Roller nur per eigener App gebucht und mit einem QR-Code freigeschaltet werden, nach dem Check-out wird der Fahrpreis berechnet. Auch diese Dienstleistung soll über die Plattform und App von highQ bedient werden können.

Vergabeverfahren mit Teilnahmewettbewerb

Begonnen hat das Projekt mit einer Markterkundung im Jahr 2020. Dem schloss sich ein europaweites Vergabeverfahren mit vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb an. Als grundlegende Anforderungen für den künftigen Partner definierten die Stadtwerke Münster unter anderem Erfahrung im Bau einer Mobilitätsplattform und im Projektmanagement. Die Gewinner des Wettbewerbs erhielten dann den Leistungskatalog mit rund 400 konkreten Anforderungen zur Integration der Dienstleister, ihrer Produkte und der gewünschten Funktionen. Zentral war die Anforderung, intermodales Routing abbilden zu können, das die Mobilitätsangebote in einer Route verknüpft. Beim multimodalen Routing lassen sich die Mobilitätsangebote einzeln buchen.

„highQ machte das beste Angebot“, so Projektleiter Ali Ismailov. Im April startete die Umsetzung des Projekts mit einem Austausch der Beteiligten mit Mobilitätsanbietern und Schnittstellenverantwortlichen. Dabei bestand von Anfang an ein partnerschaftliches Verhältnis mit highQ. „Wir liegen auf einer Wellenlänge und ziehen an einem Strang“, so Ismailov weiter. „Unser gemeinsames Ziel ist es, die Mobilitätswende voranzubringen.“ Daher werden Unklarheiten sofort angesprochen. Das ist auch wichtig, da die Umsetzung des Projekts Veränderungen unterworfen sein kann: Ziele oder Rechtslage können sich über die Zeit verändern, was sich auf das Vorgehen und die Priorisierung auswirkt. „Umso wichtiger ist es, dass die Kommunikation stimmt“, so Ismailov abschließend.

Die Vorteile der neuen Mobilitätsplattform

Für die Mobilitätsangebote in und um Münster gibt es bis jetzt einige Apps. Nutzer von E-Scootern, Car-Sharing und ÖPNV müssen allerdings jede einzelne herunterladen und für ihre Reisewege von einer zur anderen wechseln. Dagegen können User mit der Mobilitätsplattform ihre Strecken mit einer einzigen App planen, Preise vergleichen,  buchen und anschließend bezahlen – alles zentral an einem Ort. Während der Reise führt die App durch die gewählte Route. Für eine einfache Abrechnung werden alle Abrechnungsdaten gebündelt und ein Zahlungsdienstleister angeschlossen.

Die Stadtwerke Münster können anhand der anonymisierten Nutzerdaten erkennen, wie und wo sich Angebote optimieren lassen – sei es durch ein breiteres Angebot, mehr Kapazitäten zu gewissen Zeiten oder ganz neue Busstrecken. „Wir wollen den Stadtverkehr insgesamt nachhaltig verbessern und es den Bürgerinnen und Bürgern schmackhaft machen, vom Auto auf andere Mobilitätsangebote umzusteigen“, fasst Projektleiter Ismailov zusammen.

Die Stadtwerke Münster können mit der Plattform bzw. einem Single-Sign-On-System darüber hinaus künftig für alle ihre Kunden – egal ob von Strom oder ÖPNV – einen komfortablen Login anbieten. Auch das Reporting soll leistungsfähiger werden. Ein Kunden- und Serviceportal rundet das Angebot ab.

Fazit

Mit der Mobilitätsplattform wollen die Stadtwerke Münster das breite Angebot an umweltfreundlichen Verkehrsmitteln vernetzen und leicht zugänglich machen, so dass die Bürger zum Umsteigen weg vom Auto animiert werden. Die App bündelt alle Mobilitätsarten wie Bus und Bahn, On-Demand-Systeme wie Carsharing und E-Scooter, unterbreitet individuelle Vorschläge und erlaubt die Abwicklung der gesamten modalen Mobilitätskette.

Über highQ Computerlösungen

Das 1996 in Freiburg gegründete Software-Unternehmen unterstützt Kommunen, Verkehrsunternehmen, Finanzinstitute und weitere Unternehmen mit innovativen IT-Lösungen bei der effektiven Planung, Durchführung, Optimierung und Überwachung ihrer Aufgaben. Im Bereich Mobilität will highQ dazu beitragen, den Personenverkehr flüssiger und umweltfreundlicher zu gestalten. Im Mittelpunkt steht dabei das Konzept der Mobilitätsplattform, die verschiedene Anbieter von Verkehrsleistungen digital vernetzt; in Osnabrück und im Schwabenbund sind bereits die ersten Projekte erfolgreich in den Echtbetrieb gegangen. Zurzeit beschäftigt highQ mehr als 60 Mitarbeiter:innen an den fünf Standorten Freiburg, Berlin, Hamburg, Frankfurt und Stuttgart. www.highQ.de

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