Seit nunmehr fast 60 Jahren leistet die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik (BGU) Frankfurt am Main medizinische Unfallversorgung und Rehabilitation. Seit der Eröffnung im August 1962 hat sich die Klinik zu einem führenden Zentrum für Unfallchirurgie und orthopädische Chirurgie sowie Rehabilitation mit weiteren zehn hochspezialisierten Fachabteilungen entwickelt. Bis zum Sommer 2026 entstehen auf dem Klinikcampus im Stadtteil Seckbach östlich der BAB 661 zwei neue Bettenhäuser mit insgesamt 308 Betten. Das Gebäude wird über fünf Etagen verfügen und über 15.000 m² Nutzfläche umfassen. Im Zuge dieser Maßnahme plant die BGU die Neuordnung der Liegenschaftsentwässerung auf großen Teilen des Geländes. Dies beinhaltet den Bau neuer Regen- und Mischwasserkanäle, sowie Versickerungssysteme samt einer notwendigen Vorbehandlungsanlage, mit dem Ziel, das anfallende Niederschlagswasser gereinigt dem Grundwasser zuzuführen. Zentraler Bestandteil hierbei ist ein spezielles Hydrosystem zur Reinigung von stark belastetem Oberflächenwasser sowie spezielle individuell gefertigte Sonderbauwerke aus Stahlbeton.

Das gesamte Areal verfügt über etwa 14.000 m² Dach- und Verkehrsflächen, auf denen Niederschlagswasser anfällt. Dipl.-Ing. Thomas Nichler von den Dahlem-Ingenieuren aus Darmstadt erläutert die Maßnahme: „Damit es bei starken Regenereignissen nicht zu einer Überlastung des Kanals kommt, bestand unsere Aufgabe darin, das Entwässerungsnetz komplett neu zu strukturieren. Ursprünglich betrug die Grundstücksfläche mit Anschluss an den städtischen Mischwasserkanal rund 25 Hektar. Davon sollten ca. 19 Hektar einer neuen Versickerung zugeführt werden, so dass nur noch 6 Hektar Fläche verbleiben, deren anfallende Niederschläge in den Mischwasserkanal geleitet werden.“

Nur sauberes Wasser darf ins Grundwasser

Eine wichtige Anforderung galt es hierbei jedoch zu beachten: Nur sauberes Wasser darf in die ca. 1.000 m³ große Versickerung eingeleitet werden. Die Lösung: Das Niederschlagswasser auf dem Areal wird u.a. einem ca. 300 Meter langen Kanal aus Stahlbetonrohren DN 500 zugeführt und fließt über einen Verteilerschacht DN 2000 in eine Filteranlage zur Vorbehandlung von verschmutztem Niederschlagswasser.

Frank Becker vom Werk Fronhausen der Finger- Beton Unternehmensgruppe, welches neben den weiteren beteiligten Finger-Werken aus Idar-Oberstein, Stockstadt und Kruft die Betonfertigteile geliefert hat, erklärt die Funktionsweise: „Die Filteranlage besteht hier aus 8 um den Verteilerschacht sternförmig angeordneten Behandlungsanlagen DN 1500 aus Beton, welche bereits werkseitig mit unserem Hydrosystem ausgestattet sind. Durch diese Anordnung wird eine gleichmäßige Belastung der Filteranlagen vor der Versickerung gewährleistet. Nachdem das Wasser tangential des hydrodynamischen Abscheiders einströmt, setzen sich Feststoffe nach unten ab.

In der Mitte des Filterschachtes sitzen 6 Filterelemente, die durch das Aufstromverfahren die Feinstoffe filtert und absorptiv bindet. Das saubere Wasser passiert eine Ölabscheidevorrichtung und wird anschließend in eine Rigolen-Versickerung geleitet. Des Weiteren wurden Sedimentationsanlagen des Typs Hydroshark eingebaut, welche die abfiltrierbaren Stoffe aus dem Regenfluss entfernen und die Feststoffe im Schlammfang sammeln. Im unteren Bereich wird das tangential einströmende Wasser durch die Strömungsbrecher beruhigt und kann durch die zur Verfügung stehende große Außenfläche ohne Turbulenzen nach oben gelangen und über das Zackenwehr aus der Anlage geleitet werden. So wird auf kleinstem Raum ein maximales und auch bei hohen Volumenströmen sicheres Reinigen des Wassers sichergestellt.“, erklärt Becker.

Mischwasserabfluss wird gedrosselt

Für die weiter am Mischwasserkanal angeschlossene Fläche sollte zudem der Mischwasserabfluss in den städtischen Kanal gedrosselt werden. Hierzu Thomas Nichler: „Um diese Anforderung umzusetzen, haben wir aus Stahlbetonrohren DN 1400 aus dem Hause Finger-Beton einen 32 Meter langen Rückhaltekanal im Mischsystem mit einem Volumen von rd. 40 m³ erstellt. Ein Drosselbauwerk sorgt dafür, dass das im Rückhaltekanal angestaute Wasser nur verzögert in den Ablauf mit kleinerem Querschnitt abgegeben wird. Um den Zufluss zur Rigole im Notfall absperren zu können, wurde zudem ein Schieberschacht als Fertigteil von Finger-Beton geliefert und in das Kanalnetz integriert.

Beide Bauwerke sollten ursprünglich in Ortbetonbauweise erstellt werden. Aus zwei Gründen haben wir uns letztendlich jedoch für eine Realisierung mit Betonfertigteilen entschieden: Erstens kann die Baugrube beim Einsatz von Fertigteilen deutlich schlanker ausfallen, als bei der Ortbetonbauweise, zweitens konnten wir uns so rund 4 Wochen Bauzeit sparen“, so Nichler.

Gute Eigenschaften der Stahlbetonrohre in Punkto Dichtheit, Tragfähigkeit und Beständigkeit

Eine hohe Nutzungsdauer des Rückhaltekanals gewährleisten die erhöhten Qualitätsanforderungen der Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre e.V. (FBS), nach denen die Stahlbetonrohre des Unternehmens Finger- Beton gefertigt werden. Dieser Qualitätsanspruch liegt über den Anforderungen der DIN-Norm und bietet damit ein hohes Maß an Sicherheit. Er sieht eine umfassende werkseigene Produktionskontrolle vor.

Hiermit ist eine lückenlose Qualitätsüberwachung von den Ausgangsstoffen über die Herstellung bis zu den Endprodukten sichergestellt. Dipl. Ing. (FH) Alexander Härteis vom Bauunternehmen Max Bögl aus Neumarkt, dass die Maßnahme vor Ort umgesetzt hat, bestätigt: „Dies gibt uns die Sicherheit, dass wir hier eine geprüfte Qualität einbauen. Von Bedeutung sind für uns vor allem die guten Eigenschaften der Stahlbetonrohre in Punkto Dichtheit, Tragfähigkeit und Beständigkeit.“

Bis im Sommer 2026 die ersten Patienten in die neuen Bettenhäuser einziehen, muss auf dem Areal noch viel gebaut werden. Die Voraussetzungen für eine saubere Ableitung der anfallenden Niederschläge wurden mit Neuordnung der Liegenschaftsentwässerung heute bereits geschaffen.

Weitere Informationen unter:
www.finger-beton.de
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